Montag, 8. Mai 2023

[Rezension] Girl A I Abigail Dean






Autor:in: Abigail Dean
Titel: Girl A
Verlag: Harper Collins
Ausgabe: eBook
Seiten: 416
Originltitel: GIRL A
Übersetzt durch Klaus Timmermann

Buchinfo  
 
Eltern sollten ihre Kinder lieben und beschützen. Was, wenn sie das Gegenteil tun?

»Mein Name ist Alexandra Gracie, ich bin 15 Jahre alt. Bitte rufen Sie die Polizei.« Unzählige Male hat sich Lex Gracie vor ihrer Flucht aus dem Elternhaus diesen Satz vorgesprochen, angekettet an ihr Bett, vor Dreck starrend, bis auf die Knochen abgemagert. Mit ihrer Kindheit im Horrorhaus, wie die Presse das Elternhaus der sieben Geschwister bald nach Lex‘ Flucht taufen sollte, muss sich die mittlerweile erwachsene Anwältin konfrontieren, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und ihr das Elternhaus vermacht. Alles, was sie jahrelang verdrängt hat, bricht sich nun Bahn: der Hunger, die Angst – und ihre Identität als Girl A, das Mädchen, das entkam. 
(Quelle: Amazon)

Anfang

Sie kennen mich nicht, aber bestimmt haben Sie mein Gesicht schon mal gesehen. Auf den ersten Bildern hatten sie uns verpixelt, bis hinunter zur Taille; wir hätten zu leicht an den Haaren erkannt werden können. Aber die Story wurde langweilig, ihre Beschützer wurden müde, und nach einer Weile war es einfach, uns in den dunkleren Winkeln des Internets aufzuspüren.

Meine Meinung
Bevor ich mit meiner Rezension beginne, muss ich eine Triggerwarnung aussprechen. In diesem Buch geht es ganz massiv um physische und psychische Gewalt an Kindern und was das in ihnen auslöst. Ich muss das direkt zu Beginn machen, da es wirklich explizite Szenen gibt und die nicht ohne sind. Solltest du mit diesem Thema nicht zurecht kommen, dann lies nicht weiter und verbanne dieses Buch aus deinen Gedanken!
 
Lex ist Girl A. Das Mädchen, das entkam. Dank ihr konnten sie, ihre Brüder (Boy A - D) und ihre Schwestern (Girl B und C) aus dem jahrelangen Leid und der Qual des Elternhauses befreit werden. Die Geschwister hatten über die Jahre wenig bis gar keinen Kontakt untereinander, alle haben versucht irgendwie mit dem Leben klarzukommen und auch Lex ist das gelungen. So lange bis ihre Mutter im Gefängnis an Krebs stirbt und ihr das Horror-Haus ihrer Kindheit vererbt. Nun muss sie sich mit ihrer Vergangenheit und ihren Geschwistern auseinandersetzten - ob sie will oder nicht.

Der Klappentext hat mich wirklich sehr gelockt und ich habe mich gefreut, dass mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Die Vorfreude war groß (wegen des Themas jetzt bitte nicht falsch verstehen), weil es für mich nach einem sehr spannenden Roman mit eventuellen Thrillerelementen klang. Leider habe ich schnell feststellen müssen, dass ich mir mehr erhofft hatte, als ich bekam.

Man erlebt die Geschichte um Lex und ihre Vergangenheit aus ihrer Perspektive. So etwas finde ich immer sehr gut, da man die volle Breitseite an Gefühlen und Gedanken zugeworfen bekommt. Dies ist hier leider nicht der Fall. Für mich las es sich so nüchtern und emotionslos wie ein Schulaufsatz mit dem Thema: "Mein Leben bis zum heutigen Tag". Klar, es kann natürlich so geschrieben worden sein, um zu unterstreichen, dass sie diese Zeit von sich und ihrem Leben abkapseln will. Dass sie nicht so emotional werden möchte, um nicht daran zu zerbrechen...aber ich hätte mir da trotzdem etwas mehr gewünscht.

Ich stehe dem Buch ziemlich ambivalent gegenüber. Einerseits konnte es mich nicht so richtig packen und ich bin nicht vor Spannung vergangen, aber auf der anderen Seite hätte ich es auch niemals weglegen und abbrechen können.

Meine Spannungsmomente in diesem Buch betrafen Lex' Schwester Eve und ihren Bruder Daniel. Damit hätte ich dann wirklich nicht gerechnet! (Du willst wissen, was passiert ist? Dann markiere den geschwärzten Bereich. Aber ACHTUNG! Spoiler! Eve ist die einzige Schwester, mit der Lex regelmäßig Kontakt hat. Sie telefoniert mit ihr und die Frauen tauschen sich aus. Erst Richtung Ende erfährt man allerdings, dass Eve kurz nach der Befreiung aus dem Haus gestorben ist und sie nur für Lex immer weiter gelebt hat. Dass sie diesen Umstand verdrängt hat, wird ihr auch erst bewusst, als sie sich mit all dem Horror der Vergangenheit auseinandersetzen muss. Ihr Bruder Daniel wird erst geboren, als sie sich schon eine Weile in Gefangenschaft befinden. Eines Abends hören sie ihn sehr lange schreien - danach nie wieder. Bei der Befreiung wird seine Babyleiche in einer Mülltüte im Küchenschrank gefunden.)

Fazit
Ein thematisch sehr hartes Buch, was mich nicht wirklich losgelassen hat, aber auch nicht richtig überzeugen konnte. Auch nach knapp drei Monaten lässt mich das Buch noch immer etwas zwiegespalten zurück.

Ich danke dem Verlag und Netgalley für dieses Rezensionsexemplar! Dass mir das Buch zur Verfügung gestellt wurde beeinflusst weder meine Meinung, noch meine Bewertung.

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