Seiten: 240
Übersetzt von Frank Zuber
Buchinfo
Eigentlich ist Frau Bengtsson gestorben. Bloß war ihr Tod so banal, dass Gott sich in letzter Sekunde ihrer erbarmte. Dank des göttlichen Eingreifens könnte sie ihr Vorstadtdasein als kinderlose, perfekte Ehefrau fortführen – wäre da nicht der Teufel, der sich als fürsorgliche Nachbarin der gläubigen Hausfrau annimmt. Und so seinem ewigen Erzfeind ein Schnippchen schlagen will … (Quelle: Lesejury)
Der Allmächtige seufzte zufrieden und betrachtete die DNA-Kette, die er gerade geflochten hatte. "Das wird ihnen Rätsel aufgeben", kicherte er und wandte sich dem Engel zu, der aufgeregt hereingestürzt kam.
Durch den Klappentext war ich auf eine klein wenig andere
Handlung eingestellt, als ich dann tatsächlich bekam. Erwartet hatte ich
eine junge Hausfrau, die nach ihrer zweiten Chance so richtig aufdreht
und "die Sau rauslässt". Irgendwo zwischen Desperate Housewifes und Sex
and the City. Stattdessen bekam ich eine Hausfrau mittleren Alters
vorgesetzt, die jeder kennt, der auf einem Dorf wohnt oder dort Bekannte
hat. Sofort hatte ich ein Bild im Kopf.
- Plätzchenfrisur (gerne kurz und da dann wahlweise ein paar Locken mittels Dauerwelle reingekloppt)
- undefinierbare stumpfe und glanzlose Haarfabe (ist es jetzt ein helles Braun oder doch noch ein sehr dunkles Blond?) in der sich die ersten grauen Haare zeigen (färben ist ja schädlich)
- wahlweise mit Brille (rahmenloses Modell mit etwas Farbe an den Bügeln - man ist ja irgendwie doch ein Rebell)
- kein Make-Up (unnötig und schädlich für die Haut) und wuchernde Augenbrauen
- Kleidung, die man eher der Großmutter zugetraut hätte
- unrasierte Beine
- textsicher bei jedem Schlager, den es auf dem Markt gibt
Bei einer Feier trägt Frau Bengtsson ein knallrotes Kleid und wenn sie ihren pinken Lippenstift aufträgt, weiß Herr Bengtsson was die Glocke geschlagen hat (Knick Knack ^^). Schlager kommen tatsächlich viele im Buch vor, die Frau Bengtsson dann auch wirklich auswendig kennt.
Ihr Hass auf Gott begann in kleinen, zaghaften Schritten. Am Sonntag. Wie unschicklich. (Seite 37)
Statt
einer Gabrielle Solis oder einer Samantha Jones bekam ich also nun Frau
Bengtsson. Eine kinderlose Haus- und Ehefrau, die ihren Lebenssinn in
einem ordentlichen Heim sieht (außer die eine Ecke unter dem Sidebord),
in dem die Badezimmerseife und die Handtücher zu den Vorhängen passen.
Herr
Bengtsson scheint seine Frau zwar wirklich zu lieben und auch liebevoll
zu sein, allerdings ist er ziemlich desinteressiert und antwortet meist
nur mit "Mhm".
Die einzige Abwechslung in der schwedischen
Vorstadtroutine liefert der tunesische Postbote Beggo, der offenkundig
in Frau Bengtsson verliebt ist und ihr die Post jeden Tag mit einer
anderen Schlagerpassage auf den Lippen überreicht.
Luther hatte einmal gesagt, die Vernunft sei die Hure des Teufels. Konnte es etwa sein, dass nun endlich auch ein Menschenwurm mit ihr ins Bett gegangen war? Zum ersten Mal hörte er eines von Gottes Geschöpfen offen aussprechen, was er immer gedacht hatte: "Ich weiß ja, dass es Gott gibt, ich mag ihn bloß nicht." (Seite 97)
Als
Frau Bengtsson dann in der Badewanne ertrinkt und von Gott persönlich
eine zweite Chance erhält (was ihr Mann auch nur wieder mit einigen Mhms
abtut), beginnt sie sich zu fragen, inwieweit sie eigentlich gläubig
ist. Dass sie gläubig ist, beschließt sie recht schnell, doch sie
weiß nicht recht zu welcher Reliogion sie sich zuordnen will. Nach einer
Weile kommt sie zu dem Schluss, dass sie Christin ist (oder sein will)
und macht sich auf den Weg zur Kirche um Gott nah zu sein und
möglicherweise Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
Sie liest
die Bibel und stößt auf immer mehr Ungereimtheiten und Dinge, die ihr
ganz einfach nicht passen. Als die verlangten Zeichen von Gott
ausbleiben (wer kann schon ahnen, dass Gott ein Kaninchen ist?) macht
sie sich auf den Weg zu ihrer Nachbarin Rakel (eine langweilige
Theologiestudentin) um diese Dinge mit ihr zu besprechen. Was Frau
Bengtsson nicht weiß ist, dass mittlerweile der Teufel in das arme Ding
gefahren ist und Frau Bengtsson nach Herzenslust immer mehr auf den Weg
bringt, die Zehn Gebote brechen zu wollen.
Das Ganze wiederholte sich mehrmals. Mose quengelte, der Pharao weigerte sich, und Mose quengekte wieder...Sie blätterte zerstreut weiter. Sie hatte Der Prinz von Ägypten gesehen. Disney hatte es eigentlich besser erzählt. (Seite 121)
Die
"Glaubenskrisen" zusammen mit Rakelsatan sind wirklich lustig und lässt
beide für mich sehr sympathisch werden. Alles andere ist irgendwie recht
zäh und lahm. Das Brechen der Gebote erschien mir oftmals
aufgesetzt und sehr gezwungen.
Auch das Ende hätte ich mir anders gewünscht - das war dann doch irgendwie enttäuschend.
Etwas
nervig war die Tatsache, dass Herr und Frau Bengtsson keine Vornamen zu
haben scheinen und dass der eigentlich am Anfang recht lustige Wortwitz
"Rakelmirakel" immer mehr an Witz verlor, je öfter er gebraucht wurde
(und das war sehr oft).
Empfehlen würde ich es allerdings nur bedingt, da es sicher nichts für wirklich gläubige Menschen ist und diese bestimmt Worte wie "Blasphemie" nutzen würden, um dieses Buch zu beschreiben.
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