Mittwoch, 10. Juni 2020

[Alt-Rezi] Sorry I Zoran Drvenkar



Autor: Zoran Drvenkar
Titel: Sorry
Verlag: Ullstein
Ausgabe: Hardcover
Seiten: 397

Buchinfo
Die fetten Jahre sind vorbei. Eine gute Geschäftsidee ist gefragt. Frauke, Tamara, Kris und Wolf, vier junge Berliner, stört, dass sich niemand mehr für nichts verantwortlich fühlt. Sie setzen auf die heilsame Kraft eines einfachen 'Sorry' und gründen eine 'Agentur für Entschuldigungen'. Erstaunt stellen sie fest, dass die Resonanz überwältigend ist. Bis Kris eines Tages am vereinbarten Treffpunkt nicht den Klienten, sondern eine brutal zugerichtete Leiche findet. Und den Auftrag, sich bei ihr zu entschuldigen. Die vier lassen sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein, das immer perfider und grausamer wird.Ihr Angebot rüttelt die Geschäftswelt auf, denn sie entschuldigen sich für die Vergehen von Unternehmen. Sie bieten den Schuldigen Unterstützung an und helfen den Opfern. Sie selbst verdienen viel Geld damit, die vier jungen Berliner, die diese clevere Geschäftsidee hatten, irgendwann, bevor alles anfing. Immer mehr Menschen erleichtern über sie ihr Gewissen - als ihnen eines Tages jemand den Auftrag erteilt, eine Tote um Verzeihung zu bitten für die unvorstellbaren Qualen, unter denen sie starb. Hier schnappt die Falle zu. Die Lektion, die der Auftraggeber ihnen ab jetzt erteilt, ist voller Dunkelheit: Wie Schachfiguren werden sie auf eine Spur der Grausamkeit gesetzt, auf der es keine Vergebung gibt, kein Schwarzweiß mehr zwischen Opfer und Täter.  (Quelle: Lesejury)

Anfang
Es überrascht dich, wie einfach es ist, sie ausfindig zu machen. Du hast in solch einem tiefen Loch gesteckt, dass dir nichts mehr möglich erschien. Du hast dich mehr und mehr verloren, und als du dachtest, niemals wieder Licht zu sehen, fiel dir sein anderes Adressbuch in die Hände. Er besaß zwei, auch das wusstest du nicht, wie du so vieles nicht über ihn wusstest.

Meine Meinung
Das Buch ist in acht Teile und drei Kategorien unterteilt. Davor - dazwischen - danach. Der Leser wird etwas verwirrend zwischen diesen Kategorien hin- und hergeworfen. Erst im Laufe des Buches ergibt alles einen Sinn. Erzählt wird die Geschichte aus sechs Perspektiven.
  • Du
  • Kris
  • Tamara
  • Wolf
  • Frauke
  • Der Mann, der nicht da war

Der Erzähler ist allerdings eine siebte Person, deren Identität nie aufgeklärt wird und die nur den Sinn hat die Geschichte zu erzählen. Es ist nicht wichtig um wen es sich dabei handelt.

Kris und Wolf sind Brüder, Tamara und Frauke beste Freundinnen. Alle vier kennen sich seit Kindheits-/Jugendtagen und sind auch mit einem Alter um die 30 alle noch befreundet.
Kris verliert seinen Job. Ihm fällt auf, dass sein Chef sich bei der Kündigung rausredet und nicht in der Lage ist sich anständig zu entschuldigen. Später bekommt er in einem Park zufällig mit wie sich ein Pärchen streitet und der Mann sich von der Frau trennt. Auch hier wieder ohne Entschuldigung. Er begibt sich zu der fremden Frau und entschuldigt sich für den Mann. Er lässt sie in dem Glauben, dass die beiden Männer Freunde seien und erfindet Gründe für die Trennung, mit der die Frau besser leben kann.

Am Abend sitzt er mit seiner Clique zusammen und berichtet von diesen Vorfällen. Durch Alkohol und Joints entsteht die Idee eine Agentur zu gründen, die das Entschuldigen übernimmt. Aus der fixen Idee wird ein gutes Geschäftskonzept und sie schalten eine simple Werbung, die sich durch Mundpropaganda schnell weiterverbreitet und die Agentur aus allen Nähten platzen lässt.

SORRY
Wir sorgen dafür, dass ihnen nichts mehr peinlich ist.
Fehltritte, Missverständisse, Kündigungen, Streit & Fehler.
Wir wissen, was sie sagen sollten.
Wir sagen, was sie hören wollen.
Professionell & diskret.

(Seite 61)

Das Geschäft mit den Entschuldigungen ist ein sehr lukratives. Bis zu dem Tag, an dem Tamara einen Auftrag annimmt, der das Leben aller durcheinander bringt und zerstört. Getarnt als Geschäftskunde verlangt ein Mörder von ihnen, sich bei einer Toten zu entschuldigen. Eine Frau, die dieser Mann bestialisch ermordet hat. Der Mörder hat gegen jeden der Vier etwas in der Hand und schafft es so, sie zu erpressen und den Auftrag auszuführen.

Der Schreibstil von Zoran Drvenkar war etwas absolut Neues für mich. Am Anfang war es recht verwirrend, was durch die ewigen Zeitsprünge zwischen davor - dazwischen - danach noch verstärkt wurde. Allerdings habe ich mich sehr schnell hineingefunden und war dann absolut begeistert von dieser Erzählweise. 

Diese ewig nur leicht angeschnittenen Fakten und Geschichten haben ein großes Verwirrspiel entfacht, das mich als Leser unglaublich an das Buch gefesselt hat. Ich wollte es einfach nicht mehr aus der Hand legen!

Mit jedem neuen Kapitel kam etwas mehr Klarheit, die im nächsten Kapitel wieder zunichte gemacht wurde und man feststellen musste, dass es nicht so war, wie man es eben noch dachte.

Die Geschichte hinter der Tat ist eine sehr grausame. Ebenso wie die Tat an sich. Mehr kann und will ich jetzt dazu nicht sagen.

Das Buch liest sich sehr flüssig und nimmt ab einem gewissen Punkt unglaublich Fahrt auf, so dass die Seiten nur so umgeblättert werden und man immer weiter lesen möchte.

Fazit
Für mich persönlich ist dieses Buch eines meiner Jahreshighlights und war sicher nicht das letzte, was ich von diesem (unglaublich talentierten) Autor gelesen habe.

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