Freitag, 12. Juni 2020

[Alt-Rezi] Wir sind unsichtbar I Maike Stein



Autorin: Maike Stein
Titel: Wir sind unsichtbar
Verlag: Oetinger
Ausgabe: Softcover
Seiten: 192

Buchinfo
Dass Valeska Mädchen liebt, ist kein Geheimnis. Ihre Familie und ihre Freunde wissen es, inzwischen sogar die ganze Klasse. Nun fehlt Valeska nur noch eins zum Glück: eine Freundin. Als sie Inken kennenlernt, scheint ihr Traum wahr zu werden. Denn aus einem Kuss beim Flaschendrehen wird mehr – echte Liebe. Doch Inken will ihre Beziehung um jeden Preis verbergen. Wovor fürchtet sie sich so sehr? (Quelle: Lesejury)

Anfang
Hallo, ihr da draußen -

ja, ich hab's getan. Ist jetzt zwei Jahre her, und inzwischen wissen es alle. Meine Mutter ist zuerst völlig durchgedreht. Hat mich bei meinem Vater abgeladen, weil sie Angst hatte, ich könnte ansteckend sein. Sie wollte meine kleine Schwester vor mir schützen. Kein Witz.

Meine Meinung
Homosexualität ist auch heutzutage leider immer noch viel zu oft ein Tabuthema. Viele Menschen trauen sich nicht an ein Outing, weil die Konsequenzen leider oft schwerwiegend sind. Manch einer wird von der Familie und den Freunden gemieden, andere bekommen Schwierigkeiten im Berufs- und Alltagsleben. Ein männlicher Friseur muss ja definitiv schwul sein und eine Frau bei der Bundeswehr oder in einer Autowerkstatt kann ja nur lesbisch sein. Hingegen sind alle Fußballer, Polizisten und Feuerwehrmänner heterosexuell - denn das ist Arbeit für ECHTE Männer.

Es ist wirklich traurig, dass viele Menschen noch immer so denken. Homosexualität ist genauso "normal" wie Heterosexualität. Das gibt es schon so lange es Menschen gibt und ist auch in der Tierwelt sehr weit verbreitet. Es handelt sich dabei nicht um eine Krankheit und muss nicht therapiert oder geheilt werden! Edit: Glücklicherweise ist auch das nun endlich per Gesetz verboten.

Ein Mensch ist ein Mensch und man mag ihn oder eben nicht. Egal ob dieser Mensch nun Männer oder Frauen liebt. Es sollte sich auch niemand dafür rechtfertigen müssen, welchem Geschlecht er zugetan ist. Niemand stellt sich vor "Ich bin Hans und heterosexuell", aber wenn irgendwann jemand erfährt, dass dieser oder jener Mensch lesbisch oder schwul ist, ist das Geschrei groß und die Frage nach dem "Warum hat er/sie das nicht gesagt?" wird gestellt.

Ich kann euch sagen warum - weil es pupsegal ist!
Nehmt die Menschen wie sie sind und macht Sympathie nicht an der sexuellen Orientierung fest!

So, nun zum Buch...

Valeska ist 16 Jahre alt und hatte ihr Outing vor 2 Jahren. Nachdem ihre Mutter sie vor die Tür gesetzt hat, da sie um das Wohl ihrer jüngeren Tochter besorgt war, hat Leska bei ihrem Vater Unterschlupf gefunden. Will sie ihre Schwester sehen, dürfen diese Treffen nur unter Aufsicht stattfinden. Bis auf ihre Mutter hat in Leskas Umfeld eigentlich niemand so wirkliche Probleme mit ihrer Homosexualität.

Sie betreibt einen kleinen "Lesben-Blog" (bitte nicht falsch verstehen, ist nicht abwertend gemeint), in dem sie über ihr Outing und ihr Leben als noch ungeküsste Lesbe schreibt. Dieser wird angenehm ins Buch eingebunden und lockert die Geschichte noch etwas auf.

Das wäre zu verrückt. Schmerzhaft. Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert und so. Na ja, viele von uns. Bei manchen ist das immer noch nicht angekommen [...].
(Seite 57)

Dass sie ungeküsst ist, soll sich auf einer kleinen Party ändern. Flaschendrehen. Eigentlich fühlt sie sich zu alt für diesen "Kinderkram" doch ändert ihre Meinung schnell, als es zu einem Kuss zwischen ihr und Inken kommt. Plötzlich ist alles anders zwischen den beiden und die vorher langweilige Inken wird schnell interessant.

Die beiden Mädchen verlieben sich ineinander und treffen sich heimlich zum Knutschen - denn Inken will diese Liebe geheimhalten. Das tut sie aus einem bestimmten Grund, den sie Leska erst nach und nach anvertraut. Diese Heimlichtuerei ist für Leska sehr belastend. Sie würde es am liebsten laut rausschreien und jedem davon erzählen, doch verstrickt sich immer mehr in Lügen deswegen und kann sich nicht mal ihrer besten Freundin anvertrauen.

Eine Ein-Frau-Armee will ich sein, eine Rächerin, die ihnen Verstand einbläut, in der Sprache, die sie verstehen.
(Seite 102)

Welches Gehemnis umgibt Inken? Kann eine heimliche Liebe bestehen? Und was wäre, wenn sie es doch öffentlich machen würde?

Maike Stein hat ein wirklich schönes Jugendbuch über Outing und "Anderssein" verfasst. Es geht um die erste Liebe, Lügen und Geheimnisse, Homophobie und Freundschaft. Die Handlungen der einzelnen Charaktere sind altersgemäß und nachvollziehbar, was die Geschichte noch realistischer wirken lässt.

Leider ist das Buch etwas kurz geraten und die Geschichte hätte noch ein paar Seiten mehr vertragen können. Ab der Mitte passiert so unglaublich viel, was viel zu schnell abgehandelt wurde. Auf meine Nachfrage sagte die Autorin, dass die Seitenzahl vom Verlag vorgegeben war und sie das Maximum ausgeschöpft habe.

Fazit
Ein Buch über Homophobie, Liebe und Freundschaft, dass mehr Seiten gebraucht hätte, was vom Verlag aber leider nicht gewünscht war.

Mir hat die Geschichte ganz wunderbar gefallen und ich würde eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen wollen.

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