Freitag, 17. April 2020

[Alt-Rezi] Am Ende der Straße I Brian Keene





Autor: Brian Keene
Titel: Am Ende der Straße
Verlag: Heyne
Ausgabe: Softcover
Seiten: 352
Übersetzt von Charlotte Lungstrass-Kapfer


Buchinfo
Walden ist eine gewöhnliche, verschlafene Kleinstadt – bis sich von einem Tag auf den anderen eine unerklärliche Schwärze herabsenkt und Walden von der Außenwelt abschottet. Jeder, der die Stadt verlassen will, verschwindet spurlos – nur die Schreie dringen aus der Finsternis. Als das Dunkel schließlich seine furchtbare Gestalt offenbart, geht es für Waldens Bewohner ums nackte Überleben. (Quelle: Lesejury)

Anfang
Am Anfang...
So fangen Geschichten doch immer an, oder? Am Anfang? Ich schätze mal, dann sollte meine auch so anfangen.

Meine Meinung
Direkt zu Beginn befindet man sich in den Aufzeichnungen von Robbie Higgins, einem Einwohner von Walden, der dem Leser seine Geschichte erzählt.

Walden ist ein kleines Povinzkaff irgendwo in den Vereinigten Staaten, wie es sie sicherlich massenhaft gibt. Doch etwas ist anders. Eines schönen Morgens hat sich alles geändert. Es ist dunkel. Einfach nur dunkel. Eine bedrückende, bedrohliche Dunkelheit hat dieses Städchen komplett in sich eingehüllt. Es dringt kein Licht durch diese schwarze "Wolke", es geht nicht der Hauch von einem Lüftchen und auch die Sterne lassen sich nicht sehen.

Wenn man nach der Bibel geht, ist das alles folgendermaßen abgelaufen: Da waren das Wort und die Dunkelheit und sonst nicht viel. Die beiden hängen quasi zusammen rum. Wort und Dunkelheit chillen zusammen in der großen Leere.
(Seite 10)

Zu Beginn versucht der Großteil der Anwohner gesittet mit der Situation umzugehen und die Meisten haben die Hoffnung auf Rettung und Erlösung noch nicht aufgegeben. Die örtliche Feuerwehr beruft eine Gemeindesitzung ein und versucht den Anwesenden somit Hoffnung zu geben. Eine eigene Polizeistation und auch ein Krankenhaus gibt es in Walden nicht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass nach und nach Anarchie ausbricht und Gewalt und Tod mit ihr einhergehen.

Robbie, seine Freundin Christy und ihr Nachbar Russ machen sich auf den Weg zu der Stadtgrenze um zu sehen, was sich dort tut. Doch das Einzige was sie dort finden ist Dunkelheit. Schwarze, undurchdringliche Dunkelheit. Aus dieser Dunkelheit dringen Schreie, die nichts Gutes hoffen lassen und den Dreien erscheinen geliebte Menschen - die bereits tot sind - die versuchen sie in diese Dunkelheit zu locken. Nun bleibt ihnen nur noch eine Sache übrig - überleben. Egal wie.

Ich muss gestehen, dass ich ein absoluter Schisser bin, was die Dunkelheit betrifft. Führt man sich das vor Augen so stellt sich die Frage, warum ausgerechnet ich mir solch ein Buch kaufe. Als ich dieses Buch auf dem Wühltisch entdeckte, hatte ich bereits ein paar Thriller/Psychothriller hinter mir gelassen und suchte nach einem Buch, dass mich irgendwie "schockieren" würde. Ein Blick auf den Klappentext und ich dachte, ich hätte es gefunden. Jetzt, da ich es ausgelesen habe weiß ich, dass dem nicht so ist.

Das Buch war etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Das muss ja allerdings nichts Schlechtes bedeuten. Hat es auch nicht.

Zu Beginn habe ich mein ganzes Augenmerk auf diese Dunkelheit gelegt und dachte, dass mich etwas wie ein Horrorfilm erwarten würde. Doch im Endeffekt war es eher eine Geschichte darüber wie Menschen sich in einer absoluten Ausnahmesituation verhalten würden. Natürlich war die Bedrohung durch die Dunkelheit allgegenwärtig und langsam aber sicher begann sie damit sich in die Köpfe der Menschen zu schleichen und sie böse "zu machen". Doch immer öfter ertappte ich mich wie ich mich selbst fragte: "Wie hättest du reagiert? Hättest du dem Mann geholfen, der von anderen auf offener Straße gequält wurde oder hättest du es lieber vorgezogen dich im Schatten zu verstecken und zu hoffen, dass sie dich nicht entdecken würden?"

Im Großen und Ganzen beinhaltet dieses Buch die Geschichte von Robbie, Christy, Russ und dem weiteren Nachbarn Cranston, die versuchen sich ihre Menschlichkeit zu erhalten und dem natürlichsten aller Urinstinkte zu folgen - überleben.

"[...] Also nenn mich nicht Tucker. Tucker ist tot. Blickst du's? Tucker war mein Sklavenname."
Russ räusperte sich. "Sklavenname?"
"Ganz genau."
Cranston schien verwirrt zu sein. "Aber...du bist weiß."
"Fuck." T kicherte. "Glaubst du, das weiß ich nicht, Alter? Scheiße, ja, ich bin weiß."

(Seite 188)

Ich gestehe, dass ich dieses Buch nur am Tag gelesen habe. Sobald es anfing dunkel zu werden habe ich es an die Seite gelegt und mich etwas "leichterer" Lektüre gewidmet. Diesen Umstand schiebe ich allerdings eher auf die Tatsache, dass ich Angst im Dunkeln habe - so ein riesen Schocker wie vermutet war dieses Buch nämlich nicht. Es gab einige ekelhafte Beschreibungen von Dingen, die die Menschen taten - und auch sicher tun würden wenn ein vergleichbarer Fall eintreten würde - doch ein "OH MEIN GOTT"-Moment blieb aus.

Durch den, als verrückt abgestempelten, Obdachlosen Dez erfährt man zum Ende des Buches, was es mit dieser Dunkelheit auf sich hat. Das eigentliche Ende hat mich allerdings enttäuscht.

Fazit
Ein Buch, das irgendwie anders war, als ich erwartet hätte.Es war gut, aber nicht so richtig "es haut mich um" gut - deswegen auch "nur" drei Sterne. 
Die Geschichte gibt einen interessanten Blick auf die Menschheit und immer wieder schwingt der 'Wie hätte ich reagiert'-Gedanke mit.

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