Dienstag, 12. März 2024

[Rezension] The Family Guest I Nelle Lamarr

 

 
 
Autor:in: Nelle Lamarr
Titel: The Family Guest - Sie ist der perfekte Gast. Und sie hat vor zu bleiben.
Verlag: Harper Collins
Ausgabe: Softcover
Seiten: 379
Übersetzt von Wolfgang Thon
 
 
 
 
  
 
 
Buchinfo
Anfang

"Das ist sie!" Meine Mutter zeigte auf ein statuenhaftes Mädchen mit rosafarbener Baseballmütze, das vor der Ankunftshalle des internationalen Flughafens von Los Angeles stand.

Meine Meinung

Ich muss gestehen, dass ich etwas hin- und hergerissen bin, was dieses Buich betrifft. Ich bin mir auch jetzt beim Schreiben noch nicht so ganz sicher, wie ich es fand. Allerdings habe ich dieses Mal (leider) einige negative Apekte.

Negativ

Auch wenn ich sonst immer mit den positiven Punkten beginne, muss ich heute leider mit meinen negativen Empfindungen starten.

Es fängt bereits mit dem Klappentext an. Dort steht, dass sich die Familie mit Tanyas Einzug einen Neuanfang erhofft - allerdings ist das ein absoluter Alleingang von Mutter Natalie. Niemand außer ihr will die Austauschschülerin haben. Auch, dass sie sich angeblich von Nacht zu Nacht fragt, wer da im Gästezimmer schläft...das sind direkt zwei Unwahrheiten. Tanya schläft nicht im Gästezimmer, sondern im Zimmer der toten Tochter Anabel, das seit zwei Jahren nicht verändert wurde. Als Tanya einzieht, sind noch alle persönlichen Gegenstände und auch die Kleidung von Anabel in Natalies "persönlichem Schrein". Außerdem ist nicht Natalie diejenige, die sich Gedanken macht, dass etwas mit Tanya nicht stimmt, sondern ihre Tochter Paige und ihr Sohn Will. Natalie ist naiver als ein kleines Schulmädchen, was Tanya betrifft.

"Sei nicht so überheblich. Tanya ist ein reizendes Mädchen. Manchmal wünschte ich, du wärst mehr wie sie." (Seite 125)
Selbst als Natalies Schwiegermutter zu Besuch ist und ihr klar macht, dass Tanya mit einem falschen britischen Akzent spricht, Dinge falsch ausspricht und behauptet in London neben einem Park zu wohnen, den es gar nicht gibt, schöpft Natalie keinen Verdacht. Natalie ist zu 75-80% des Buches so verblendet oder auch (verzeihung) dumm wie ein Eimer, was Tanya betrifft, dass man beim Lesen schon bald körperliche Schmerzen erleidet.
 
Bereits am ersten Tag sagt sie Tanya, dass sie sie schon liebt wie eine Tochter. Bitte was? Ihr fällt sogar selbst auf, dass je näher sie Tanya ist, sie sich immer weiter von ihrer Tochter Paige entfernt. Aber ändert sie was daran? Nein. Interessiert sie sich für die Meinungen oder Gefühle ihrer Kinder? Nein! Tanya hier und Tanya da. Dieses Mädchen kann sich einfach alles erlauben. Das zählt für mich zu den negativen Punkten, weil Natalie eigentlich eine aufmerksame und liebende Mutter ist. Als Paige der Familie eröffnet, dass sie sich nun vegan ernährt, probiert Natalie unzählige Gerichte aus und hat immer eine komplette vegane Mahlzeit für Paige. Also ist sie prinzipiell keine schlechte Mutter.

Ich habe mich eigentlich das ganze Buch über gefragt, warum niemand das Verhalten von Tanya oder auch anderen Personen in ihrem Dunstkreis als merkwürdig empfindet. Warum redet Matt seiner Frau nicht mal ins Gewissen, anstatt Natalie machen zu lassen und seine Kinder ebenfalls links liegen zu lassen und zu vernachlässigen? 

Warum wird außer Paige, Matt und iher Oma niemand bei Tanyas sehr schwammigen Aussagen über ihre Familie und ihre Herkunft stutzig? Warum hat nie jemand Kontakt zu Tanyas Vater gehabt, bevor sie zur Familie kam? Und warum überhaupt wurde eine britische Austauschschülerin in die Familie geholt, wenn eigentlich niemand Interesse daran hat? Also außer Natalie natürlich.
"Meine Süße, wir würden dich nie zurückschicken. Was passiert ist, ist einfach nur unglücklich gewesen. Wir haben dich total gern bei uns zu Hause. Du bist das Beste, was mir begegnet ist, seit wir unsere Anabel verloren haben." (Seite 144)

Positiv

Doch bei all der Kritik will ich nicht außer Acht lassen, dass es durchaus auch positive Aspekte für mich gibt.
 
Die Kapitel sind recht kurz, was ich persönlich sehr mag und der Schreibstil ist flüssig. So kommt man schnell voran und merkt gar nicht, wie die Seitenzahlen an einem vorbeiziehen. Auch, dass die Geschichte aus Natalies und Paiges Sicht erzählt wird, gefällt mir gut. Bei mindestens zwei Perspektiven erfährt man einfach deutlich mehr. 

Auch wenn ich eben einiges Negative aufgezählt habe, war die Geschichte nicht schlecht. Würde das Buch (gut) verfilmt werden, wäre das ein Thriller, den ich sehen wollen würde. Man ist immer so ein bisschen in einer Habtachtstellung, weil man nicht weiß, was gleich passiert, aber der Story alles zutraut. 

Neutral

Ich bin durch Zufall auf das Buch aufmerksam geworden, als ich das Cover entdeckt hatte. Ich muss nämlich ehrlich gestehen, dass ich erst gar nicht auf den Namen der Autorin geschaut habe, und sofort an jemand anderen denken musste. Wäre das nicht gewesen, hätte ich das Buch möglicherweise gar nicht beachtet und dann auch nicht gekauft. Kluger Schachzug, Harper Collins.


Fazit
Ich glaube das ist mal wieder ein Buch, das die eine Hälfte liebt und die andere Hälfte hasst. Hier kann ich also weder eine Leseempfehlung geben, noch davon abraten, weil das alle selbst entscheiden müssen.

Doch auch wenn ich einige negative Punkte habe, viele Elemente schon im Vorfeld erahnt habe und mir das Ende leider überhapt nicht gefällt (wobei ich es bei einer Verfilmung schon wieder geil fände), hat mich das Buch gefesselt und ich hatte es in vier Tagen durch. Also eigentlich alles richtig gemacht!
 
Einen Punkt Abzug gibt es aber für einen großen Logikfehler! Es gibt eine Szene, bei der Vater Matt etwas für seine Kinder zu Essen holt. Die unterhalten sich über ihre Eltern, also ist Matt noch weg. Währenddessen isst Will aber einen Hot Dog mit Pommes und verteilt den Rest an den Familienhund, obwohl Matt ja eben erst los ist, um Hot Dogs und Pommes zu holen. Als dieser dann wieder zurück ist, erzählt er, dass er Burger holen musste, weil es keine Würstchen für Hot Dogs mehr gab und alle beginnen zu essen. Hä? Das hätte doch irgendwann mal auffallen müssen.

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