Autorin: Jen Williams
Titel: Der Herzgräber
Verlag: Fischer
Ausgabe: eBook
Seiten: 374
Übersetzt von Irene Eisenhut
Buchinfo
Er reißt ihnen das Herz heraus. Er vergräbt es im Wald. Dann pflanzt er Blumen.
Eine
junge Frau findet nach dem Suizid ihrer Mutter in deren Nachlass
unzählige Briefe eines verurteilten Serienkillers.
Als
Heather Evans den Nachlass ihrer Mutter ordnet, macht sie eine
erstaunliche Entdeckung: Stapelweise findet sie Briefe eines
verurteilten Serienkillers. Michael Reave hatte zahlreiche junge Frauen
auf bestialische Weise getötet. Seit 20 Jahren verbüßt er nun schon
seine Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Doch jetzt ist
wieder eine junge Frau getötet worden. Man findet sie in einem
ausgehöhlten Baumstumpf. Und dort, wo eigentlich ihr Herz schlagen
sollte, stecken Blumen. Genauso hatte es seinerzeit Reave zelebriert.
Als
eine zweite Frauenleiche gefunden wird, entschließen sich Heather und
Detective Ben Parker zu einem gefährlichen Schritt. Heather soll mit
Michael Reave persönlich sprechen, ihm die Fragen stellen, die nur er
beantworten kann. Doch die Wahrheit wird für Heather zu einem Wettlauf
um ihr Leben. (Quelle: Amazon)
Anfang
Früher
Licht fiel durch die geöffnete Tür auf das Gesicht des Jungen, und zum ersten Mal wandte er sich nicht davon ab. Seine Arme und Beine waren zu schwer, das Band um seinen Hals zu eng, zu fest. Und es war ja auch nicht so, dass ihn das Abwenden früher auch nur einmal gerettet hätte.
Meine Meinung
Wie entwickelt sich ein Kind, wenn es schlimmer behandelt wird wie ein Tier? Was passiert, wenn es auf jemanden trifft, der sich dies zunutze macht? Und wieso schreibt eine verheiratete Mutter mit einem verurteilten Frauenmörder?
Nach dem Suizid ihrer Mutter, kehrt Heather in ihre alte Heimat zurück. Das Verhältnis der beiden Frauen war eher schwierig und nach und nach erfährt sie immer mehr Dinge, die nicht so ganz in das Bild der Mutter passen wollen, von der Heather erzogen worden ist. Schnell ist ihr journalistisches Interesse geweckt und gemeinsam mit ihrer Jugendfreundin Nikki begibt sich Heather auf die Spuren der Vergangenheit und bringt damit nicht nur sich in Gefahr...
Von ihren Sportschuhen befreit, beugte sie sich nach unten, um sie aufzuheben - genau in dem Moment sah sie eine Hand unter ihrem Bett und sie an ihrem Fußgelenk packen. (Position 840-841)
Das Buch begann seine Geschichte im ersten Kapitel bereits mit einem Paukenschlag und ich war sofort dabei. Das war ein Einstieg nach meinem Geschmack und gefiel mir wahnsinnig gut! Danach wurde es dann eher wieder etwas ruhiger, was aber okay war. Ich habe den Anfang eher als eine Art Prolog verstanden und da ist es ja normal die Lesenden ein bisschen zu ködern und sich dann Zeit zu nehmen um die eigentliche Geschichte aufzubauen.
Leider dauerte es dann aber eine ganze Weile, bis es wieder richtig spannend wird. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich das Buch als öde oder langweilig empfand - es gab durchaus Stellen, die nicht unspannend waren, bei denen ich mir meine Gedanken machen und Ideen zurechtspinnen konnte - aber nach dem Kracher vom Anfang, hatte ich insgesamt auf ein bisschen mehr gehofft.
An dem Tag hab ich ihm gesagt, dass ich ihn Fotze nennen würde, obwohl er leider nicht die Wärme und die Tiefe hätte. (Position 3382-3383)
Ich habe immer große Probleme damit, wenn in Büchern, Filmen oder Serien nicht gut mit Tieren umgegangen wird. Vielleicht weil ich mir denke, dass Tiere gedanklich nicht in der Lage sind sich klarzumachen, dass es Menschen gibt, die grundlos Gewalt ausüben und andere Lebewesen quälen, vielleicht habe ich da auch einfach aus irrationalen Gründen mehr Probleme mir zu denken, dass es ja nur Fiktion ist...wie dem auch sei, das macht mir immer sehr zu schaffen. In dieser Geschichte kommt es ganz explizit zu Tierquälerei, weswegen ich mir definitiv eine Triggerwarnung gewünscht hätte. Vielleicht geht man aber davon aus, dass so etwas nicht nötig ist, wenn jemand solche Bücher liest.
Die Protagonistin war für mich persönlich wenig sympathisch und oftmals ziemlich unlogisch in ihrem Verhalten. Die fehlende Sympathie lag möglicherweise daran, dass sie mir von der Autorin durch ihre Beschreibungen und/oder ihren Schreibstil nicht nahe genug gebracht wurde und deswegen immer ein wenig farblos und eindimensional blieb. Du möchtest ein Beispiel für Heathers unlogisches Verhalten? Dann markiere den geschwärzten Bereich. Aber Achtung! Spoiler! Heather hat mehrfach festgestellt, dass jemand im Haus gewesen ist, erzählt aber niemanden davon und hat auch überhaupt keine Angst deswegen. Der Gipfel dieses bescheuerten Verhaltens (ich kann es nicht anders nennen) ist dann, dass jemand von der unteren Etage, über die Treppe, bis in ihr Schlafzimmer Blütenblätter gestreut hat und sie diesen folgt. Mutterseelenallein marschiert sie die Treppe hoch, geht in ihr Schlafzimmer und hat dann auch keinerlei Hemmungen die Nacht dort zu verbringen. Ich habe mich bei all den Dingen immer gefragt, ob sie vielleicht lebensmüde ist und einfach nur darauf wartet, dass jemand kommt und ihrem Leben ein Ende setzt. Ich konnte ihr Verhalten jedenfalls nicht nachvollziehen.
Die Geschichte teilt sich in drei verschiedene Zeitstränge, die man immer mal wieder beim Lesen durchläuft. Das Ende verbindet diese miteinander und macht die Geschichte insgesamt sehr rund.
Ein Buch, das spannend beginnt und auch ein interessantes Ende hat, aber zwischendrin doch eher durch einige Tiefen und Langatmigkeit enttäuscht. Die anfängliche Spannung konnte leider nicht kontinuierlich aufrecht erhalten werden. Schade! Die Geschichte an sich hätte dieses Potenzial definitiv gehabt.
Trotzdem finde ich das Buch nicht schlecht und inhaltlich in sich wirklich stimmig. Für vier Sterne hat es - für mich - aber dann doch nicht gereicht.
Ich danke Netgalley und dem Verlag für dieses Rezensionsexemplar! Dass mir das Buch zur Verfügung gestellt wurde beeinflusst weder meine Meinung, noch meine Bewertung.
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