Dienstag, 26. Mai 2020

[Rezension] Ein Geheimnis zu lüften I Katerina Schwarz





Autor: Katerina Schwarz
Titel: Ein Geheimnis zu lüften
Reihe: Die Legende der Rose (01)
Verlag: Selfpublisher
Ausgabe: eBook


Buchinfo
Eine uralte Legende erzählt von einer Mutation, die ihren Ursprung weit vor dem Jahr Null hat. Alle 500 Jahre wird eine junge Frau erweckt, das Erbe der Legende zu erfüllen. Sie hat Macht, die andere für sich nutzen wollen und wieder andere wollen sie zerstören. Denn sie ist die Königin der Mutanten. Und ihre Auferstehung wird alles verändern.

Die achtzehnjährige Victoria weiß von alldem nichts, als sie nach einem Überfall das erste Mal von Mutanten hört. Doch die Legende nimmt bereits ihren Lauf und sie muss sich entscheiden: Tritt sie das Erbe an oder wählt sie den Tod? (Quelle: Amazon)
Anfang
Ihre dunklen Locken wippten im Takt der Schritte, die sie hinabführten in die Stollen und vergessenen Archive der vatikanischen Bibliothek unter der Cortile della Pigna des Museums. Die deckenhohen Regale trennten schmale Gänge. Das künstliche Licht drang kaum bis in alle Winkel vor.

Meine Meinung
Ich muss gestehen, dass dies eine Rezension ist, vor der ich mich etwas gedrückt habe. Weil sie nicht sonderlich gut ausfallen wird. Gelesen habe ich das Buch bereits im April und erst jetzt - Ende Mai - traue ich mich ran. Nutzt ja nichts.

Prinzipiell muss ich sagen, dass mir die Grundidee gut gefallen hat. Gehapert hat es leider ganz gewaltig an der Umsetzung. Neben einigen Logikfehlern, erschwert der ein oder andere Rechtschreibfehler das flüssige Lesen ohne über etwas zu stolpern und leider sind die Charaktere absolut klischeehaft und nicht sonderlich gut ausgearbeitet.

Victoria wird von etwas infiziert, dem sie sich entweder hingeben kann und wodurch sich ihr ganzes Leben um 180° dreht, oder sie wird sterben. Vom Mutanten Leon aufgegriffen und (vorerst) gerettet, bringt er sie in Sicherheit und nimmt sich ihrer an, was seinen Mitbewohnern leider so gar nicht in den Kram passt. Zu Beginn wird lediglich erwähnt, dass er bei einem Unfall Blut und Säure riechen kann und ein Menschenfresser bezeichnet ihn als "Artgenossen". Der Gedanke und die Frage um was es sich bei Leon nun handelt, hat mich gut voran getrieben.

Leider ist bei Victoria aber auch schon ein Logikfehler. Laut Klappentext ist sie 18 Jahre alt. Das wird am Anfang auch erwähnt. Plötzlich ist sie aber 24 Jahre, was sich dann auch letztlich durch die Geschichte zieht. Da dieser Alterswechsel aber innerhalb eines Tages passiert, wird sie eher nicht um 6 Jahre gealtert sein. (Sie hing an ihrem Leben und war nicht bereit, es mit vierundzwanzig Jahren einfach aufzugeben. - Position 847-848)

Als Victoria dann bei Leon, Raven und Nicolina unterkommt, hat mir das Buch tatsächlich keinen Spaß mehr gemacht. Das lag nicht an der Geschichte an sich, sondern an ihrer Umsetzung.

Alle drei aus der WG sind unter 30, aber massiv erfolgreich. Leon ist Neurochirurg, Raven Bodyguard und Nicolina erfolgreiche Designerin mit einem eigenen Modelabel. Ich sage nicht, dass es nicht möglich ist in einem jungen Alter schon erfolgreich zu sein, aber so extrem und gehäuft, war es mir ein bisschen zu viel des Guten.

Victoria ist charakterlich leider eine Mary Sue geworden. Sie ist so toll und hübsch und wunderbar. Alle fühlen sich zu ihr hingezogen und wollen gerne mit ihr zusammen sein. Da hat mir dann doch die ein oder andere Ecke oder Kante gefehlt.
Leon ist vom Typ "Schwiegermamas Liebling". Er setzt sich für jeden ein, will alles und jeden retten und ist einfach so ein richtig netter Kerl, der immer die richtigen Entscheidungen trifft und an jeden denkt, außer an sich selbst.
Raven ist das genaue Gegenteil und der Bad Boy der Geschichte. Immer eine Spur drüber, etwas abgefu*kt von allem und mehr an sich selbst interessiert. Außer wenn es um Victoria geht. Das kann er allerdings nicht zugeben, da seine "harte Schale" sonst einen Knacks bekommt.
Nicolina ist das blonde Gift. Zickig, bitchy und egoistisch.
Vier blasse und eindimensionale Charaktere, die vor Klischee nur so triefen.

Zu Beginn erwähnte ich ja den ein oder anderen Logikfehler. Dabei handelt es sich (meiner Meinung nach) um ziemlich kräftige ihrer Art. Zum Beispiel kann eine Stichwunde von einem Messer, das in einen Bauch gerammt wurde, lediglich mit einem Pflaster und einem Verband behandelt werden. Am nächsten Tag ist diese Wunde kein Thema mehr, obwohl nach der Attacke Blut vom Boden aufgewischt werden musste. Es wird also doch eine etwas schwerere Verletzung gewesen sein. Außerdem kann die Person körperlich kämpfen und auch ein harter Schlag in den Magen macht dabei überhaupt nichts aus. Das ist absolut an den Haaren herbeigezogen und wäre so niemals umsetzbar.
An einer Stelle steht ein Gebäude lichterloh in Flammen, aber es ist überhaupt kein Problem dieses zu betreten und sich locker (und ewig) mit jemandem zu unterhalten, der sich in diesem Gebäude befindet. Es handelt sich zwar um Fantasy, aber das heißt nicht, dass dort alles "Normale" außer Kraft gesetzt ist.

Was mich wirklich massiv gestört hat und was vorher vielleicht doch nochmal hätte überarbeitet werden müssen, ist die Erzählperspektive. In ganz vielen Sätzen ändert die sich nämlich leider mittendrin (siehe an folgenden Beispielen):

Sie stand nicht gerne im Mittelpunkt und sie war mit Sicherheit nicht genug von mir selbst überzeugt, um zu modeln. (Position 916)

Gegenüber sah sie einen kleinen Tisch, auf dem die Einzelteile meines Handys lagen. (Position 955-956)

Sein Arm legte sich um ihren Hals. "Pscht", machte er an meinem Ohr. (Position 1315)

Er kniete sich schweigend vor sich hin, löste das Handtuch von ihrem Bauch [...] (Position 1442)

Schnell war er direkt vor ihr. Unsere Nasenspitzen berührten sich, als er sich zu ihr herunter beugte. (Position 1631-1632)

Ich bin nicht pingelig. Wir sind alles nur Menschen und machen auch alle Fehler. Allerdings stört es mich dann doch sehr massiv, wenn es in so einer Häufigkeit auftritt, wie in diesem Buch. Für Selfpublisher ist es nicht immer einfach, weil das Budget natürlich nicht sonderlich hoch ist. Allerdings gibt es viele Gruppen auf Facebook oder Foren, in denen sich eine Menge Menschen tummeln, die sich gerne als Testleser zur Verfügung stellen, damit eben genau solche Dinge auffallen. Jeder von uns kennt das - bei eigenen Texten wird man irgendwann Betriebsblind, wenn man sie zu oft sieht und dann fallen Fehler nicht auf. Deswegen kann ich nur anraten, dass man diese Möglichkeit der "Korrektur" nutzt.

Fazit
Es hätte ein wirklich gutes Buch werden können, denn Potential war auf jeden Fall vorhanden. Leider wurde die Lesefreude von Rechtschreib-, Logik- und Grammatikfehlern und blassen, eindimensionalen und klischeehaften Charakteren so stark getrübt, dass ich diese Reihe nicht weiterverfolgen werde.

Ich danke der Autorin für dieses Rezensionsexemplar! Dass mir das Buch zur Verfügung gestellt wurde beeinflusst weder meine Meinung, noch meine Bewertung.

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