Oh mein Gott, wo fange ich nur an? Ich hatte dieses Buch schon eine ganze Weile auf meinem SuB liegen und hatte einfach nicht das Gefühl, dass ich es lesen müsste...irgendwie wollte es so gar nicht an mich gehen.
Ich hatte auch schon wieder vergessen worum es eigentlich ging, bis ich durch einen Tag auf Instagram wieder darauf aufmerksam wurde. Nachdem ich den Klappentext (mal wieder) gelesen hatte war mir klar, dass ich es dann jetzt doch mal in Angriff nehmen würde.
Ich könnte mir in den Hintern beißen, dass ich so lange damit gewartet habe!
Luisas kleiner Bruder Fabi ist tot. Gestorben an Krebs. In einer mehr oder weniger "Nacht und Nebel"-Aktion sind ihre Eltern mit ihr von Hamburg nach Berlin gezogen und haben alles zurückgelassen. Das Haus, die Möbel, die Kleidung und den toten Bruder.
Seit dem Todestag ist für Luisa nichts mehr wie es war. Die Trauer und der Schmerz hüllen sie ein. Prinzipiell hat sie aufgehört zu leben.
Ich war eifersüchtig, dass seine Pflanzen größer waren als meine, und er darüber, dass meine Erdbeeren besser schmeckten als seine Bohnen. Er hat mir immer heimlich die Hälfte weggefressen. [...] Chemotherapie. Haarausfall. Schmerzen. Vergebliche Operationen. Am siebzehnten Mai starb er. Kurz danach waren die Erdbeeren reif. [...] Ich will Erdbeeren auf sein Grab pflanzen und denken, dass er die alle ganz allein essen darf. (Seite 10, f.)
In ihrer Trauer ist sie vollkommen allein. Ihre Eltern reden nicht über den toten Sohn und Luisa kommt es vor, als würden sie dafür sorgen wollen, dass er nie existiert hat. Die Eltern begründen es damit, dass sie Luisa den ganzen Schmerz gerne ersparen wollen und sie ohne all dies Leid aufwachsen soll.
Ob das der richtige oder falsche Weg ist, sei mal dahingestellt. Für Luisa scheint es jedoch der völlig falsche Weg zu sein. In ihrer Trauer und Einsamkeit beschließt sie zu sterben. Selbstmord durch einen Sturz in die Tiefe. Doch gerade als sie sich entschließt zu springen, wird sie aufgehalten.
Jedes weitere Wort zu der Geschichte, wäre eins zu viel - auch wenn ich gerne so viel mehr sagen würde! Der Klappentext alleine ist für mein Empfinden schon ziemlich ausführlich.
Mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen. Es war keine von diesen typischen Fantasygeschichten, in denen der Werwolf etwas Gefährliches oder Böses darstellt, sondern war mehr ein streunender Hund, der niemandem etwas tut, solang man ihn und das Rudel in Ruhe lässt.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der Trauer, der Einsamkeit, dem Vergessen, der Liebe und dem Weg zurück ins Leben. Doch auch in der eigentlich ruhigen Geschichte kommt die Spannung nicht zu kurz!
In manchen Rezensionen habe ich gelesen, dass Menschen beanstandet haben, dass Wölfe im Wald mitten in Berlin absolut unrealistisch seien. Mal ganz ehrlich...es geht hier um Fantasy und Werwölfe...und dann wird sich an Wölfen in einem berliner Wald gestört?
Was mich persönlich etwas gestört hat war die Tatsache, dass es Luisa
irgendwie zu leicht gemacht wurde. Sie war tagelang weg und mehrere
Nächte mit dem Rudel im Wald, doch die Eltern haben sich nicht daran
gestört. Einmal regen sie sich auf, weil Luisa nicht da ist um die
angelieferte Waschmaschine entgegenzunehmen und einmal wird sie in der
Wohnung eingeschlossen, flüchtet aber über den Balkon. Ansonsten juckt
es niemanden wo sie ist und was sie tut. Das ist für mich eigentlich der
einzige Kritikpunkt.
Ein wunderschönes Buch über die Trauer, das Vergessen und das wieder aufgefangen und gerettet werden. Lesenswert für jeden, der sich ein wenig mit diesem Thema auseinandersetzen möchte.
Wer eine gruselige oder "brutale" Werwolfgeschichte erwartet, sucht hier vergebens.
Man muss sich auf dieses Buch und seine Thematik einlassen und darf nicht vergessen, dass es sich um ein Jugendbuch handelt.
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