Mittwoch, 12. August 2020

[Rezension] Wir sehen dich sterben I Michael Meisheit



Autor: Michael Meisheit
Titel: Wir sehen dich sterben
Verlag: Heyne
Ausgabe: Softcover
Seiten: 443

Buchinfo
Berlin: An einem Dezembersonntag soll MyView der Weltöffentlichkeit präsentiert werden. Bei dem geheimen Projekt wurde eine bahnbrechende Technologie entwickelt: Mithilfe eines Chips im Sehnerv kann das Blickfeld eines Menschen live auf einen Bildschirm übertragen werden. Einen Tag vor der Präsentation entdeckt die junge Wissenschaftlerin Nina Kreutzer Videostreams, die durch die Augen von sechs ihr unbekannten Menschen blicken lassen. Menschen, die offensichtlich nicht wissen, dass ihnen ein Chip implantiert wurde – und die jetzt einer nach dem anderen ermordet werden. Zusammen mit dem Polizisten Tim Börde beginnt für Nina ein Wettlauf gegen die Zeit… (Quelle: Lesejury)

Anfang
In der Ferne sah er es schon: das moderne Wohnhaus, das die anderen Bauten in der Straße um ein Geschoss überragte. Entsprechend kostspielig waren die Dachgeschosswohnungen, von deren Terrassen aus man den Reichstag sehen konnte.

Meine Meinung
Als ich den Klappentext studierte, war mir klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollen würde. Chips, die in den Sehnerv implantiert werden? Wie spannend ist das denn bitte? Sofort hatte ich einige Fragen im Kopf: Warum will jemand mit dem Internet teilen, was er so sieht? Kann man die Kameras abschalten, damit man nicht in wirklich jeder Situation mitschauen kann? Was sind das für Menschen, die sich etwas implantieren lassen? Oder hat es etwas mit der Heilung oder Hilfe von Sehbehinderten zu tun?

Das Buch startete mit einem sehr spannenden Prolog, der dann aber bis kurz vorm Ende prinzipiell nicht mehr viel mit der Handlung an sich zu tun hatte. Als ich mit dem Buch fertig war, musste ich wirklich krampfhaft überlegen, was das jetzt sollte - dann war es mir aber doch klar.

Nina ist eine Augenärztin, die bis zu einem gewissen Punkt an MyView beteiligt war. Ebenso Franziska (die die Streams entdeckt hat - anders als im Klappentext behauptet), die zu allem Überfluss Nina damals den Freund, Christoph, ausspannte. Alle drei waren mehr oder weniger an dem Projekt beteiligt. Man kann sich also nun gut vorstellen, dass Nina nicht sehr begeistert war, als Franziska vor ihrer Tür stand und um Hilfe bat. Gemeinsam machten sich die Frauen auf zur Polizei. Was dann passierte, hat mir wirklich gut "gefallen". (Du willst wissen, was ich da so gut fand? Dann markiere den geschwärzten Bereich. Achtung! Spoiler: Während Nina und Franziska auf dem Weg zur Polizei sind um dort die Streams zu zeigen, bei denen man die Morde live miterleben kann, wird Franziska absichtlich von einem Auto überfahren, damit sie nichts mehr verraten kann. Ich finde nun natürlich nicht "gut", dass sie sterben muss, aber dass hier nicht nur die 'bösen Buben' etwas abbekommen, sondern auch mal sehr realistisch die 'Guten' draufgehen.)

Der Polizist Tim Börde hat mich etwas zwiegespalten. In gewissen Situationen mochte ich ihn und fand auch alles sehr schlüssig, aber dann gab es andere Momente, in denen ich nur den Kopf schütteln konnte. Während Menschen zu Mordopfern werden und dies live auf den Streams mitverfolgt werden kann, kocht Herr Börde erstmal ganz gemütlich ein wundervolles Essen für sich und die Personen in seinem Team, das er in seiner Wohnung versammelt hat. Da wird dann ewig über dieses Essen philosophiert, gekocht und sehr gemütlich und genussvoll gegessen, während die Gefahr einfach komplett ausgeblendet wird. Versteht mich nicht falsch, natürlich muss man was essen, aber dem Ganzen wurde meiner Meinung nach einfach unpassend zu viel Raum und Gewicht eingeräumt. Ebenso der sich anbahnenden Lovestory zwischen Nina und Tim. Man sollte doch meinen, dass es in solch einer Situation andere Dinge gibt, die zählen und man eher nicht so ein Auge und den Kopf dafür hat.

Zwischendrin hat sich die Geschichte immer wieder gezogen und man hätte schneller ins Gerück kommen können. Das nimmt dann immer wieder die insgesamt sowieso recht magere Spannung und nervt einfach. Mich zumindest.

Herr Meisheit hat dann zum Ende hin einfach nochmal alles gegeben und einen Schluss konstruiert, wie es Hollywood mit einem Actionfilm ohne viel Story aber mit viel Krachbumm nicht hätte besser machen können. Das war mir persönlich zu viel des Guten und etwas zu unrealistisch.

Fazit
Die Idee war super, bei der Umsetzung hat es allerdings gehapert. Nichtigkeiten und das stellenweise Ausbleiben der realistischen Möglichkeiten, haben mir den Lesespaß dann doch etwas verhagelt.
Es ist kein schlechtes Buch und findet sicherlich einige Fans, aber ich gehöre leider nicht wirklich dazu.
 

Ich danke dem Verlag für dieses Rezensionsexemplar! Dass mir das Buch zur Verfügung gestellt wurde beeinflusst weder meine Meinung, noch meine Bewertung.

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