[Rezension] Die Beschenkte I Kristin Cashore

 

Autor:in: Kristin Cashore
Titel: Die Beschenkte

Reihe: Die sieben Königreiche (01/04)

Verlag: Carlsen

Ausgabe: Hardcover

Seiten: 493

Übersetzt von Irmela Brender

 

Buchinfo

Als Katsa dem geheimnisvollen Prinzen von Lienid begegnet, weiß sie sofort, dass auch er beschenkt ist – sie ist sich nur nicht sicher, mit welcher Gabe. Katsa dagegen ist in allen sieben Königreichen bekannt und gefürchtet: Sie hat die Gabe des Tötens. Nur Bo, der fremde Prinz, scheint keine Angst vor ihr zu haben und ringt beharrlich und mit viel Geduld um ihr Vertrauen. Im Kampf gegen einen König mit einer teuflischen Gabe werden sie auf ihrem gemeinsamen Weg durch Schnee und Eis, über Meere und Gebirgsketten zu Verbündeten – und zu einem leidenschaftlichen, unabhängigen, innigen, streitenden, liebenden Paar. (Quelle: Amazon)

Anfang

In diesen Verliesen herrschte vollkommene Finsternis, doch Katsa hatte einen Grundriss im Kopf.

Meine Meinung

Positiv

Ich habe die ersten drei Teile in der Hardcover-Variante schon seit bestimmt 7 oder 8 Jahren im Regal stehen (den vierten Band gibt es erst seit 2022). Diesen Teil hatte ich vor Jahren auch mal als Hörbuch gehört, aber ich wusste einfach gar nichts mehr darüber. Also wirklich überhaupt nichts mehr. Als ich dann gesehen habe, dass die liebe Seitenseglerin einen Buddyread dazu starten möchte, war meine Chance gekommen und ich habe mich dazu gesellt. Ich habe es eigentlich nicht sooooo mit Buddyreads (zumindest nicht bisher), doch mit den 6 Damen war es wirklich schön!

Ich mochte Katsa auf Anhieb. Eine junge Frau mit einer Gabe, die anders handelt, als sie eigentlich will, aber es doch nicht so richtig hinterfragt und sich nicht so wirklich gegen ihren Onkel, der sie zu seinem Vorteil benutzt, auflehnt. Doch das ändert sich schlagartig, als sie auf Bo, den siebten Prinzen von Lienid trifft. Dank ihm (und seinem Großvater) stellt sie alle ihre Handlungen in Frage und begibt sich nicht nur auf eine Reise um jemanden zu retten, sondern auch um sich selbst zu finden.

Ein mörderischer Hund mochte für einen König nützlich sein, doch er wollte nicht, dass er zu seinen Füßen schlief. (Seite 16)

Katsas Entwicklung im Laufe der Geschichte hat mir wahnsinnig gut gefallen. Es erschien mir nicht unrealistisch und sie wurde von Kapitel zu Kapitel selbstreflektierter. Daran war Bo nicht ganz unbeteiligt. Auch hier mochte ich sehr gerne, was durch ihn bei und in ihr angestoßen wurde.

Auch wenn man als Leser:in schnell merkt, was Bo für Katsa empfindet, fällt es ihr selbst eine ganze Weile nicht auf (oder sie verschließt die Augen davor). Das hat mir um so vieles besser gefallen, als dieses "Liebe auf den ersten Blick und ab dem zweiten Tag ist es für immer", wie es leider sehr häufig in Jugendbüchern und Young Adult zu finden ist. Das vermittelt einfach so ein falsches Bild davon, wie Liebe zu funktionieren hat und kann eigentlich nur für Enttäuschungen sorgen.

"Was ist los, Bo? Hast du Angst vor mir?" "Ja, ich fürchte dich, wenn du wütend bist, und das mit Recht [...]" Seite 129

Auch wenn das Ende sicherlich einigen sauer aufstößt, weil es anders ist, als sie es sich vorstellen oder erhoffen, finde ich es total gelungen und habe mich sehr gefreut, dass Katsa sich selbst treu bleiben durfte!

Negativ

Es gibt eine Szene, die aus heutiger Sicht nicht ganz so passend ist. Sollten jüngere Menschen dieses Buch lesen, wäre es ganz gut, wenn man mit ihnen darüber spricht. Damit ich nicht spoiler, werde ich den Bereich schwärzen und ihr könnt für euch selbst entscheiden, ob ihr ihn markieren und somit lesbar machen möchtet.

Es kommt wie es kommen muss und Katsa und Bo schlafen miteinander. An der Szene an sich, habe ich prinzipiell auch erstmal nichts auszusetzen. Es ist nicht ordinär oder unschön, aber es wird das Bild vermittelt, dass es dem Mädchen/der Frau beim ersten Mal eben weh tut. Das ist so und da müssen die Damen eben durch. Diese Denke ist absolut veraltet und kommt noch aus der Zeit, als man dachte, dass das Hymen wirklich eine geschlossene Haut ist, die man einmal durchstoßen muss und dann hat man "es hinter sich". Mittlerweile weiß man aber, dass es sich beim "Jungfernhäutchen" um einen Ring handelt und es definitiv nicht weh tun muss, wenn man entsprechend entspannt ist. Das Buch ist von 2008 und für mich persönlich ist die Szene jetzt kein riesen Thema, aber jüngere Leser:innen sollen nicht mit diesem falschen Gedanken aufwachsen und weiterleben.

Ein "negativer" Punkt war für mich Prinzessin Bitterblue. Die gemeinsame Reise von ihr und Katsa hat sich so sehr gezogen und Bitterblue ging mir zwischendurch immer wieder auf die Nerven, dass es für mich persönlich jetzt kein soooooo großer Verlust gewesen wäre, wenn sie die ganze Nummer nicht überlebt hätte 🤣🤭

Die Bände 3 und 4 handeln von ihr...mal schauen, wie es mir da ergeht, oder ob ich es irgendwann dann sein lassen werde.

Fazit

Eine Geschichte, in der Menschen nicht nur zueinander, sondern auch zu sich selbst finden und das eigene Handeln hinterfragen.

Die Geschichte um Katsa und Bo hat mir wahnsinnig gut gefallen, die Szenen mit Bitterblue nicht ganz so sehr. Das Ende wurde in meinen Augen perfekt gewählt. Trotzdem ist für mich noch etwas Luft nach oben.