Samstag, 28. Mai 2022

[Rezension] Wie willst du leben? - Vertrauen I Riley Blind






Autorin: Riley Blind
Titel: Wie willst du leben? - Vertrauen
Reihe: Leben (01)
Verlag: Selfpublisher
Ausgabe: eBook
Seiten: 402

Buchinfo

Hast du dich schon mal gefragt, wie du leben willst? Was du werden willst? Wie du sein willst?
Diesen Fragen müssen sich Sam und Sasha in ihrem Abschlussjahr stellen.


Für Sam bedeutet das erstmal: Noch ein Jahr gemobbt werden, weil er schwul ist. Alle haben es auf ihn abgesehen, vor allem das Senior-Schwimmteam mit seinem ehemals besten Freund, Phil, als Captain. Er versucht, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten und gleichzeitig beste Voraussetzungen für ein Stipendium an der Juilliard School in New York zu schaffen. Dabei vertraut er niemandem, auch nicht Sasha, dem besten Schwimmer der Schule, der ständig in seiner Nähe auftaucht.

Sasha kämpft mit ganz anderen Problemen. Er ist beliebt und berühmt für seine Schwimmleistungen. Sein Vater will, dass er ein Sport-Stipendium bekommt, dabei weiß Sasha gar nicht, ob er überhaupt professioneller Schwimmer werden möchte. Trotzdem versucht er es seinem Dad und seiner Freundin, Audrey, recht zu machen, was ihm zunehmend schwerer fällt, als er erkennt, wonach er sich wirklich sehnt.
(Quelle: Amazon)
Anfang
Etwas knallt ohrenbetäubend und ich schrecke aus dem Schlaf. Mit rasendem Herzen drehe ich den Kopf und versuche, mich zu orientieren.
Es war ein Traum. Nur ein Traum. Das hoffe ich zumindest. Ich schlucke trocken.

Meine Meinung
Sam kann einem wirklich leid tun. Seit der achten Klasse weiß die ganze Schule, dass er lieber Jungs als Mädchen mag und auch wenn die Menschheit im Allgemeinen bereits weiter sein sollte - und man (zumindest geht es mir so) die jüngeren Generationen immer für aufgeschlossener hält - wird der tägliche Gang zur Schule zu einem wahren Spießrutenlauf für ihn. Eigentlich täglich wird er als "Schwuchtel" oder "Missgeburt" bezeichnet, muss irgendwelche Schmierereien von seinem Spind entfernen oder bekommt Dinge aus der Hand geschlagen. So praktisch wie das Internet auch ist, hier ist es mal wieder keine Hilfe, wenn ein Video viral geht, wie dir ein Bein gestellt wird und dein Tablett samt Essen durch die Luft fliegt und auf Mr. Supersportler landet. Noch bitterer wird es dann, wenn dieser Psychoterror von deinem ehemals besten Freund ausgeht.
Dieses Unkraut namens Hoffnung regt sich in mir, dabei weiß ich nicht mal, worauf genau ich hoffe. (Position 2665)

Glücklicherweise muss Sam das alles nicht alleine durchstehen, sondern hat mit Margo eine wahre Powerfrau an seiner Seite, die sich jederzeit mit den anderen prügeln würde, um ihn zu beschützen. Margo war auch tatsächlich eine meiner Lieblingsfiguren. Egal wie oft Sam ihr vor den Kopf stößt, sie ist immer bedingungslos für ihn da - genau wie eine Freundschaft sein sollte.

"Es ist nicht fair, dass die so eine Macht über dich haben. Wieso gibst du ihnen so viel Macht über dein Leben, Sam?" (Position 4098-4100)

Die Geschichte und alle Charaktere mit ihren Handlungen empfinde ich als absolut realistisch. Erwachsen zu werden und sich zu sich selbst bekennen ist wirklich nicht leicht und wahrscheinlich einer der schwersten Schritte, die wir alle in unserem Leben gehen müssen. Besonders in dieser Zeit macht man Fehler, reagiert blöd und wundert sich vielleicht mehr als einmal, dass man die Menschen um sich rum noch nicht gänzlich vergrault hat.

Der Schreibstil ist locker-flockig und ließt sich flüssig, so, dass man sehr zügig durch das Buch kommt. Ab einem gewissen Punkt konnte ich es einfach nicht mehr an die Seite legen und war froh, dass ich so gut durchgekommen bin. Die Geschichte nimmt an den richtigen Stellen Fahrt auf, bleibt an anderen aber ruhig und der Stimmung angemessen eher verhalten oder explosiv.

Fazit

Ein Buch, das von mir definitiv eine Leseempfehlung bekommt und eins meiner Highlights in 2022 ist! Den zweiten Teil muss ich unbedingt lesen, sobald er rauskommt.

Was mir wahnsinnig gut gefallen hat und "leider" erwähnt werden muss, weil es noch immer nicht selbstverständlich ist, in dieser Geschichte wird gegendert! Es ist nicht übertrieben oft und stört meiner Meinung nach den Lesefluss überhaupt nicht (auch wenn es eine Rezension gibt, die das Gegenteil behauptet), schließt uns aber einfach alle ein. Top!

Einen Stern ziehe ich allerdings ab, weil mir einfach viel zu oft die Augen von irgendwem erwähnt werden. Da werden dann Dinge und Gefühle rausgelesen, ständig die Farben erwähnt, wie sie in diesem Licht aussehen und wie in dem...Ich weiß, dass es ganz ganz viele Bücher gibt, in denen das so beschrieben wird - aber leider bin ich persönlich immer wieder davon genervt. Zeig mir einen Menschen im realen Leben, der an der Augenfarbe erkennt, was eine andere Person fühlt oder denkt. Da wird man niemanden finden.

Was meinen Lesefluss an einem bestimmten Abschnitt erheblich gestört hat war, dass (mehrfach) von einem Lenkrad gesprochen wurde, obwohl es sich um ein Fahrrad gehandelt hat und dies lediglich einen Lenker hat. Das ist meckern auf hohem Niveau und pulen in den Rosinen, aber ich bin da einfach drüber gestolpert und mein innerer Monk hat aufgeschrien.

Einen gedanklichen Extrapunkt bekommt das Buch für die tollen Grafiken über den Kapiteln. Darauf ist immer ein Schreibblock zu sehen, auf den ein paar Notizen oder Skizzen gekritzelt sind. Diese beziehen sich auf das letzte Kapitel, oder geben schon einen Ausblick in das folgende. Je nachdem ob dieses Kapitel aus Sams oder Sashas Perspektive erzählt wird, ist es sogar eine andere Handschrift.

 
Ich danke der Autorin für dieses Leserundenexemplar! Dass mir das Buch zur Verfügung gestellt wurde beeinflusst weder meine Meinung, noch meine Bewertung.

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